Eine Auswahl politisch-historischer Reden
Jürgen Gansäuer zeigt eindrucksvoll in seinen Reden, wie nah und gleichzeitig erinnerungsbedürftig die historischen Momente unseres modernen Selbstverständnisses sind. Sein Rekurs auf Luther, Kant und Schiller zeigt unseren Wertekanon, ohne den wir unsere kritischen Haltungen zu den Diktaturen und den aus ihr geflossenen Völkermorden so gar nicht verstehen können. Dieses Wertegerüst bildet so auch die Grundlage unseres Selbstverständnisses, wer wir sind, wie wir leben wollen, und wie wir unsere Zukunft gestalten sollten. "Geschichte sind wir selbst" - sagt er an einer Stelle, und macht damit deutlich, dass unsere Herkunft auch jenen Boden ausmacht, auf dem wir unsere Zukunft gestalten können und sollen. Der oft im 20. Jahrhundert zitierten Orientierungslosigkeit, ihre Depressionen und Verdrossenheiten begegnet Gansäuer mit kulturhistorischen Einsichten und verknüpft sie mit Begrifflichkeiten aus christlicher Tradition wie auch denen der Französischen Revolution. Die sich aufzeigende Nähe zu der Zeit der Aufklärung des endenden 18. Jahrhunderts zeigt aber auch, wie wenig weit ihre Postulate nach über 200 Jahren entwickelt und realisiert sind. Schillers realistische Einschätzung darüber, dass die Ideale der Französischen Revolution wie der Deutschen Aufklärung eine Aufgabe für Jahrhunderte seien, trifft gerade uns Deutsche in Ansehung der Schrecken nationalsozialistischer Barbarei, deren Ende kaum mehr als ein halbes Jahrhundert alt ist. Freiheit wird in der Tat zu einer menschlichen, sozialen und politischen Verpflichtung, deren unauflösbare Verbindung mit der Würde des Menschen ein allgemeingültiges und global bedeutsames Ziel bleibt.
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Auszüge aus Rezensionen
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)