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Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

 


Vergessener Vizekönig
Vielleicht war kein Staatsmann, kein Fürst, kein König aus den Reihen der Welfen je so beliebt wie er: Adolf Friedrich, seines Zeichens Herzog von Cambridge, wurde 1774 in London geboren. Der siebte Sohn von Georg III. wuchs zeitweilig in Göttingen auf, wurde 1816 Generalstatthalter und 1831 gar Vizekönig von Hannover, das mit Großbritannien in der Personalunion verbunden war. In Hannover gelang ihm das Kunststück, gleichzeitig als grundsolide und als trinkfest zu gelten. Politisch setzte der joviale, tolerante Adolf Friedrich dabei stets auf Ausgleich. Er setzte sich für die Gleichstellung von Katholiken ein, besuchte demonstrativ einen Gottesdienst in der Londoner Synagoge, und er förderte Hannovers Kulturszene: So unterstützte er die Gründung des Historischen Vereins und des Kunstvereins, die noch heute existieren. Notleidenden half er so selbstlos, dass er in der britischen High Society bald selbst als armer Schlucker galt. Und bei Feiern spielte der musische Mann gerne auf einer seiner drei Stradivaris vor. Als er 1837 abberufen wurde, versammelten sich in Hannover 5000 Bürger in schwarzer Trauerkleidung. In ihrem unterhaltsamen und kenntnisreich geschriebenen Büchlein "Die Herzöge von Cambridge" erinnert die Hildesheimer Autorin Anna Eunike Röhrig jetzt - passend zum 300. Jubiläum der Personalunion - an den zu Unrecht vergessenen Adolf Friedrich, und an seinen etwas kauzigen Sohn George. Dieser galt Zeitgenossen als Inbegriff eines spleenigen Adeligen. Gegen den Willen von Queen Victoria heiratete der in Hannover geborene George eine Tänzerin. Das Königshaus erkannte die Ehe nicht an, seine Söhne durften sich nicht mehr "Herzog von Cambridge" nennen. Der Titel erlosch mit Georges Tod 1904. Erst Prinz William bekam den Titel am Tag seiner Hochzeit mit Kate Middleton 2011 wieder verliehen. Als zwei Jahre darauf sein Sohn geboren wurde, nannte er diesen George - ebenso wie sein Ur-Ur-Ur-Urgroßvater Adolf Friedrich es getan hatte. Manchmal wiederholt sich Geschichte eben doch.

 


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