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Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ)

 


Der Beste aller Welfen
Mit ausladenden Perücken und hohen Schuhen versuchte er, seinen kleinen Wuchs zu kaschieren. Sein deutscher Akzent machte ihn zum Ziel von Witzeleien am eigenen Hof in London. Und auch die Historiker hatten für Georg II., von 1727 bis 1760 in Personalunion König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover, nie viel übrig. "Vor zwei Jahren sollte ich einen Vortrag über ihn halten", sagt Mijndert Bertram, früherer Leiter des Celler Bomann-Museums. "Das gestaltete sich aufwendiger als gedacht - denn es gab wider Erwarten keine umfassende Biografie über ihn." Diesem Missstand hat Bertram nun abgeholfen. Im Historischen Museum Hannover stellte er sein Buch "Georg II. - König und Kurfürst" vor. Zur Freude des Hausherrn: Direktor Thomas Schwark hat den Welfen zu seinem "Lieblingskönig" erkoren. "Georg hatte vorzügliche Umgangsformen ", sagte Bertram. "Leider setzte er sie nur selten ein." Amüsant und mit mildem Spott schildert der Autor in der Biografie die Grobheiten und Eitelkeiten des Königs. Unterhaltsam und allgemein verständlich erzählt er auch Anekdotisches über dessen Eskapaden, ohne Abstriche beim wissenschaftlichen Anspruch zu machen. Bertram hebt auch die Verdienste des verkannten Königs hervor: Großbritannien stellte unter Georgs Herrschaft die Weichen für den Aufstieg zur Kolonialmacht. Unter Georgs Ägide wurde die traditionsreiche Universität Göttingen gegründet, das kaum minder traditionsreiche Zuchthaus Celle und die Landschaftliche Brandkasse. Wohl nicht zuletzt deshalb hat die VGH-Stiftung die Biografie gefördert - als Referenz an Georg II. Verlegt hat das Buch ein Nachkomme des Königs, Heinrich Prinz von Hannover. Den Vorfahr des Göttinger Verlegers hätte das Werk vermutlich wenig interessiert: Der Haudegen Georg II. führte seine Truppen zwar als letzter englischer König persönlich in Schlachten, aber er brüstete sich, so gut wie nie ein Buch aufzuschlagen.

 


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