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Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)

 


Der Kaiser und ich
Was Sie schon immer über das Leben von Wilhelm II. im Exil wissen wollten: Hermine Prinzessin von Preußen erzählt von ihrem Leben an der Seite des Kaisers. … Die Erinnerungen seiner zweiten Frau sind schätzenswert, die nun erstmals auf Deutsch veröffentlicht sind. Der Kaiser seit 1921 verwitwet, heiratete 1922 die damals fünfunddreißigjährige, gleichfalls verwitwete Prinzessin Hermine von Schönaich-Carolath, geborene Prinzessin Reuß ä.L. Aus ihrer Feder stammt das Erinnerungswerk. Einerseits ist es ein ganz romantisches, sehr mädchen- und märchenhaftes Buch. Der Kaiser war ihr Jugendschwarm gewesen. Andererseits hatten die Memoiren einen politischen Zweck zu erfüllen. Hermine wollte das Charakterbild des Kaisers positiver zeichnen, vor allem für die Leser im westlichen Ausland. Das gelang ihr, und zwar auch deshalb, weil hier erkennbar eine gebildete Frau mit eigenem Urteil sprach … Breiter Raum ist der Hochzeit selbst gewidmet. Hier galt es nun, eine zweite diplomatische Aufgabe zu meistern, denn ihre zweite Ehe mit dem exilierten Kaiser wurde von dessen Umgebung nicht immer freundlich betrachtet. Vor allem den Kindern des Kaisers gegenüber war Rücksicht geboten, denn die Lebenserfahrung sagte Hermine, dass Kinder eine zweite Ehe ihres Vaters oft scheel ansehen. Und hier erscheinen die Dinge wohl etwas rosiger, als sie sich tatsächlich abspielten. »Der Kronprinz und ich waren Freunde vom ersten Augenblick an«, schreibt sie einmal ... Der Flügeladjutant des Kaisers, Sigurd von Ilsemann, überliefert dagegen, wie die insgesamt sehr schön edierte Ausgabe nachweist, ganz andere Töne: »Da ging es über den Kronprinzen her. Er sei feige schmutzig, dumm und auch ein Intrigant. Sie schäumt vor Wut.« …

 


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