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Märkische Allgemeine Zeitung, Potsdam

 


Vertrieben aus dem goldenen Käfig
"Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute." Überlebt im Bewusstsein der Deutschen hat sicher Kaiser Wilhelm II., zackig und zwirbelschnurrbärtig und deutscher als die deutsche Eiche. Doch wer kennt heute noch seine sieben Kinder? Den feschen Kronprinzen Wilhelm zum Beispiel, der mal als Wilhelm III. ein Riesenreich hätte lenken sollen. In den Jahren nach der Abdankung seines Vaters im November 1918 lenkte der gut aussehende Dandy und Frauenheld nun eben schicke Sportwagen durch Potsdam … "Die Familie Wilhelms II. in Fotografien" heißt Jörg Kirschsteins Buch im Untertitel, doch das ist tiefgestapelt. Denn es bietet neben den Fotos - dank vieler Gespräche mit royalen Nachfahren - auch familiäre Hintergründe, politische Zusammenhänge und am Rande sogar ein bisschen Klatsch-Futter. Wer hätte zum Beispiel geahnt, dass die anhaltinische Prinzessin Marie Auguste, Ehefrau des 1920 so unglücklich ums Leben gekommenen Joachim, später aus Geldnot einen Bürgerlichen adoptierte? Aus Hans-Robert Lichtenberg wurde so Frédéric Prinz von Anhalt, der Gatte von Zsa Zsa Gabor. Doch während der Adoptiv-Spross ein Leben in den Klatschblättern führt, zeichnen sich die echten Preußenprinzen heutzutage durch Skandallosigkeit aus. Seriöse Berufe; keine Ehen mit Fitness-Trainern oder Partygirls. Der junge Hohenzollern-Chef Georg Friedrich, der im Sommer mit Sophie Prinzessin von Isenburg vor den Altar der Friedenskirche tritt, wird übrigens am Dienstag in Potsdam sein - als Gast der Buchpräsentation von "Kaiserkinder". Auch Heinrich von Hannover, Bruder von Ernst August, kommt. Der Welfenprinz hat das Buch in seinem "MatrixMedia-Verlag" herausgebracht. Ein "Ritterschlag", den man Jörg Kirschstein gönnt. Besonders wenn man hört, dass ihm Skeptiker vor Jahren herablassend beschieden: "Die Kaiserkinder? Die interessieren doch heute niemanden mehr."

 


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