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Blick (Göttinger Tageblatt)


Gespräche mit Albert Speer 1971-1975
Albert Speer ist ein Kronzeuge der nationalsozialistischen Diktatur im 20. Jahrhundert. Wie kein anderer prägte der frühere Lieblingsarchitekt, Generalbauinspektor und Rüstungsminister Adolf Hitlers nach seiner Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis in Spandau am 30. September 1966 das Bild des nationalsozialistischen, Diktators. Speers Veröffentlichungen, seine "Erinnerungen" und die "Spandauer Tagebücher" wurden Bestseller, nicht nur auf dem deutschen Markt. Bis zu seinem Tod im Jahre 1981 gab Speer unzählige Interviews, empfing Interessierte aus dem In- und Ausland und war jederzeit bereit, über seine Vergangenheit im Nationalsozialismus zu reden.

Zwischen 1971 und 1975 hatte auch der Historiker, Germanist und Gymnasiallehrer Jörg-Michael Schiefer (lebt heute in Duderstadt) insgesamt vier Mal Gelegenheit, mit Speer zu sprechen. Die vier Interviews, die zum Teil in Göttingen geführt wurden, sind allesamt auf Tonband mitgeschnitten worden. Sie bilden gewissermaßen die Basis für das nun vorliegende Werk aus dem MatrixMedia Verlag, in dem Schiefer die Gespräche gewissermaßen im Original abbildet. Er hat sich die Mühe gemacht, Transkripte aller vier Interviews anzufertigen und im Falle des ersten Gesprächs - mit einer von Speer redigierten Fassung abzugleichen. Beide Versionen werden im Buch optisch nebeneinander gestellt und zeigen dem Leser spätestens auf den zweiten Blick, wo Speer vor der Veröffentlichung noch einmal Hand angelegt hat. Auch daraus wird ersichtlich, wie Albert Speer sich selbst darzustellen versuchte.

Unpolitisch sei er gewesen, ein Künstler und Technokrat, der im System mitgeschwommen sei. Wohl auch deshalb haben viele seine Schuld als abgegolten betrachtet, als Speer aus dem Gefängnis kam. Dass er aber eigentlich ganz anders tickte, deckt das vorliegende Buch auf. "Interviews von Speer konnte man auch früher schon reichlich lesen, deswegen fand ich die Idee zunächst nicht besonders spannend", gibt der Verleger, Heinrich Prinz von Hannover, gern zu. Als er dann aber die ersten Auszüge las, war für ihn klar, dass diese Interviews veröffentlicht werden müssen, denn sie zeigen Speer erstmals ein Stück weit so, wie er wirklich war. Ursprünglich waren die Gespräche nie zur Veröffentlichung vorgesehen, sondern für die Examensarbeit und eine geplante, aber letztlich nicht realisierte Dissertation Jörg-Michael Schiefers gedacht. Fast drei Jahrzehnte lang lagen die Tonbänder nun unberührt im Schrank des Autors - bis dessen Gattin den Verleger bei einer zufälligen Begegnung darauf aufmerksam machte, dass sie überhaupt existieren.

Gut ein Jahr arbeitete Schiefer an einem Werk, das dem Leser aufzeigt, wie Albert Speer sich seiner Verantwortung immer wieder zu entziehen versuchte. Es liefert so manche neue Erkenntnis über einen Mann, der zeitweise gar als Kronprinz Hitlers gehandelt wurde. Das Buch Architekt, Generalbauinspektor und Rüstungsminister - Gespräche mit Albert Speer 1971 bis 1975 von Jörg-Michael Schiefer hat 150 Seiten und ist im Verlag MatrixMedia erschienen.

 


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